Übungseinsatz des THW und des DRK auf einem Kraftwerksgelände

Am Samstag den 25.03.2017 fand eine große Einsatzübung des THW und des DRK statt. Am Kohlekraftwerk Werdohl-Elverlingsen wurde ein Erdbebenszenario dargestellt. Alle Einheiten koordinierten ihre Abläufe und arbeiteten auf das gemeinsame Ziel hin. Rettung von Menschenleben.

Stand der Dinge funken (Quelle: DRK)

Das Szenario, strahlender Sonnenschein aber totenstille. Plötzlich, ein schweres Erdbeben erschüttert die Region am Kohlekraftwerk Werdohl-Elverlingsen. Es werden Personen vermisst, Opfer mit schweren Verletzungen vermutet und aufgrund der Nähe zum Kraftwerk werden austretende chemische Gefahrstoffe ermittelt. Die Opfer sind in großer Gefahr und müssen von Rettungskräften wie dem THW und dem DRK gerettet werden. Die Einschätzung der Lage wird als kritisch eingestuft. Nach eingängiger Beratung mit Fachberatern und Einsatzleitung werden Gebäude als leicht beschädigt, aber begehbar eingestuft. Die Suche nach den Opfern gestaltet sich herausfordernd, doch der THW betritt die beschädigten Häuser. Es ist höchste Vorsicht geboten, Rauchgase durch Schwelbrände oder eventuell austretendes Gas gefährden Opfer und Einsatzkräfte. Ohne schweren Atemschutz werden Häuser nicht betreten. Die Lage ist angespannt aber das Risiko bekannt und doch, die Sachlage lässt eine sofortige Suche nach den Opfern zu.

Bei diesem Einsatz ist die Koordination, Zusammenhalt und Logistik der Rettungskräfte gefragt. Das Zusammenspiel und der Zusammenhalt bei übergreifenden Einheiten wie THW und DRK enorm wichtig.

 

So hat sich die Szene für einen Außenstehenden dargestellt. Fünf Ortsverbände (OV) des THW und drei des DRK (EE NRW HAM 04) griffen die dargestellte Szene auf. Die THW Ortverbände Halver, Iserlohn, Kamen-Bergkamen, Unna-Schwerte und Werne; Sowie die Helfer des “Deutschen Roten Kreuzes“ aus Holzwickede, Werne und Selm sind mit Einsatzbefehl ab 6:30 Uhr alarmiert worden. 74 Helferinnen und Helfer rückten sofort aus und kamen zwischen 8:00 - 10:15 Uhr am, vom OV Unna geführtem, Bereitstellungraum auf dem Gelände des THW OV Altena zusammen. Eine erste Lagebesprechung zeigte, dass eine große Bandbreite der Ausbildungspallette des THW abgefragt würde.

Jeder Ortsverband hat spezielle Ausbildungseinheiten die für besondere Situationen gebraucht werden. Die Führung und Organisation des Bereitstellungsraumes, an dem sich alle Einheiten treffen um die Lage vorab zu klären, hat der OV Unna übernommen. Zudem haben sie die Ausrüstung für Beleuchtungsoperationen und eine Besonderheit dabei, einen Suchhund mit Hundeführerin ihrer Ortungsgruppe. Der OV Iserlohn hat seit Anfang 2017 eine Dekontaminationsschleuse für Einsatzfahrzeuge in ihrem Ausrüstungsbestand, um bei Havarien oder CBRN-Einsätzen die Einsatzfahrzeuge zu dekontaminieren. Sehr wichtig und umfangreich für die Einsatzkräfte ist hier der Hintergrund und Umgang mit Gefahrstoffen. Die Fachgruppe Wassergefahren (FgrW) aus Kamen-Bergkamen fand mit ihren Helfern auf der Lenne, einem anliegenden Fluss mit starker Strömung, ihren Einsatz. Und unbedingt erwähnt werden, sollten auch die Bergungskräfte und Sanitäter. Sie gehen in die Gefahrenzonen und retten die, die es am schwersten erwischt hat, aus zusammen gestürzten Häusern oder Trümmern. Um Opfer mit Erster Hilfe zu versorgen, muss jeder Handgriff, jede Entscheidung und jeder Ablauf strukturiert und geplant abgearbeitet werden.

 

Je realistischer die Übung, desto besser im Notfalleinsatz

 

Die Übungseinsatzleitung hat viel gefordert. Es wurden abrissreife Häuser als Kulisse verwendet, in diesen galt es Gefahren aufzuspüren, Trümmer zu beseitigen, sich Zugang durch Wände, Fenster oder verschlossenen Türen zu verschaffen. Gefahrquellen wie Chemikalien, offene Stromleitungen oder Schwelbrände (simuliert durch Rauchbomben) mussten durch Bergungstrupps ausgemacht und manchmal beseitigt werden. Gasmessungen welche austretende Gase anzeigen sollten oder Trümmerteile von Holztreppen oder Wänden verzögerten die Rettung eventueller Opfer. Dennoch geht die Sicherheit der Rettungskräfte immer vor. Nur so kann gewährleistet werden, dass Opfer gerettet werden können und Sanitäter oder Notärzte das Leben der Opfer retten.

Um die Einsatzübung noch realistischer zu gestalten, hat der THW OV Witten junge Helferinnen und Helfer als Opferstatisten gestellt. Die 7 THW-Helfer spielten in dem ehemaligen Dorf Elverlingsen, welches das Kraftwerk an der Lenne als Kulisse hat, die geschockten und bewusstlosen Opfer welche von den Einsatzkräften gerettet wurden.

Aus den beschädigten Erdbebenhäusern wurden sie mit Leiterhebel, schiefer Ebene oder Rettungstrage aus den schwer zugänglichen Räumlichkeiten gerettet und anschließend vom DRK intensiv an einem Verletztensammelplatz betreut und verarztet. So wurden auch zwei Geschwister wieder lebend vereint und durch permanente Opferbetreuung gut versorgt.

 

Die FGrW hat zur gleichen Zeit mit einem Boot die Lenne nach einem unterzuckerten Vermissten gesucht. Sie sind mit der Hundeführerin, dem Suchhund und einem Sanitäter für das Szenario die Lenne und angrenzende Wälder abgefahren und haben mit ihren kombinierten Kräften die Spur zu der vermissten Person aufgenommen. Biologische Ortung, wie sie im Fachjargon heißt, erfordert viel Geduld. Da der tierische Helfer solche Extremsituationen nicht in jedem Umfang kennt, muss das Vertrauen zwischen Hundehalter und Hund grenzenlos sein. Denn während ein tonnenschwerer Kran ein Schlauchboot für 5-6 Personen mit dröhnenden Motoren zu Wasser lässt und das Tier dann auf das Schlauchboot geladen wird, heißt es danach die Spur zu einer unbekannten vermissten Person aufzunehmen und unter höchster Eile zu finden. Spannend wie hier die sehr spezialisierten Kräfte wie Zahnräder ineinander greifen um ein gefährdetes Leben zu retten.

 

Durch die chemische Bedrohung im Szenario, stand der OV Iserlohn bereit. Das Szenario beinhaltete einen LoC (Lost of Containment). Ein Ammoniaktank, welcher durch das Erdbeben gerissen war und auslief sollte als Bedrohung eingedämmt werden. Sie bauten eine DeKon-Schleuse (Dekontaminations-Schleuse) auf. Die seit Jahren immer wichtig werdende CBRN-Ausbildung, bereitet Helfer auf chemische, biologische, radioaktive oder nukleare Bedrohungen vor. Das Handling von Gefahrstoffen ist in unserer heutigen Zeit allgegenwärtig und die Helferinnen und Helfer aus Iserlohn besitzen eben jene Ausrüstung um CBRN-Kontaminationen (Verschleppungen) nach Einsätzen zu beseitigen. Somit verhindern sie weitere Ausbreitungen von Gefahrstoffen und schaffen es kontaminierte Einsatzausrüstung zu reinigen. Gerade Fahrzeuge die in Einsätze fahren, werden durch Gelände und Umweltbedingen in Einsätzen kontaminiert. Um eine Ausbreitung von Gefahrstoffen dann zu verhindern, können Ortverbände wie Iserlohn hier ihr besonderes Können zeigen.

 

Es bleibt somit nur noch eines zu sagen. Vielen Dank an all jene die so engagiert ihren Job bei dieser Einsatzübung und diesem anspruchsvollen Szenario gemacht haben. Die Leistung von euch allen war enorm.

Besonderen Dank an die Unfalldarsteller aus dem OV Witten unter der Führung von Katharina Möller. Danke an Ludger Westrup, als Ansprechpartner vom DRK und sein klasse Team, welches einen tollen Job in Versorgung und Betreuung der “Helfer und Verletzten“ gemacht hat.

Ein riesen Danke an den tollen Ortverband Altena! Eure Mühen und Mithilfen für Getränke und der Bereitstellung von Platz und guter Laune waren einfach unschlagbar.

Zum Schluss, einen herzlichen Dank an alle hochmotivierten und willensstarken Helfer. Ohne eurer Engagement zu diesem Ehrenamt, würden reale Notfälle mit niemals glimpflich enden.

Euer OV Kamen-Bergkamen


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